Der Blindenhund –
Partner im Alltag und Straßenverkehr

Blindenhunde sind eine große Hilfe für blinde und sehbehinderte Menschen. Doch wie funktioniert das Gespann aus Führhund und Sehbehindertem oder Blindem eigentlich? Wir erklären, was die Vierbeiner dafür können müssen und wie ihre Ausbildung abläuft.

Die letzten Jahre waren nicht immer einfach für Mareike K. Bei einem schweren Autounfall verlor sie ihr Augenlicht. Mit starkem Willen und der Hilfe ihrer Familie konnte sie sich wieder etwas Eigenständigkeit und Mobilität im Alltag erkämpfen. Doch in vielen Momenten wünschte sie sich einen Begleiter, der ihr sowohl Sicherheit wie auch mehr Freiheit schenkt. Nun ist es endlich so weit: Mareike K. hat jetzt einen treuen Helfer auf vier Pfoten – einen Blindenhund mit Namen Kasper!

So helfen Blindenführhunde Blinden oder Sehbehinderten

Hund führt Mensch – das ist das Prinzip: Die Blindenhunde ersetzen oder unterstützen das Sehen, indem sie ihr Herrchen oder Frauchen sicher im Alltag, etwa im Straßenverkehr, begleiten. Zudem sind sie oft ein wichtiger sozialer Partner und Freund für die Blinden oder Sehbehinderten. Eine wissenschaftliche Studie zeigte, dass ein Blindenhund zudem Ängste und Stress für seinen sehbehinderten Partner reduziert, indem er ihm Sicherheit gibt.

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Die Geschichte der Blindenhunde

Die Idee, sich von Hunden helfen zu lassen, ist sehr alt. Ein Wandgemälde aus dem 1. Jahrhundert nach Christus zeigt vermutlich ebenso einen Blinden mit einem Hund wie ein fernöstlicher Teppich aus dem 13. Jahrhundert. Ende des 18. Jahrhunderts erzog der blinde Wiener Siebmacher Josef Reisinger einen Spitz so gut, dass seine Behinderung oft nicht erkannt wurde. In Frankreich wurden zur selben Zeit Hunde von den Bewohnern des Pariser Blindenheims ausgebildet. Die Idee, Hunde systematisch als Unterstützung für Blinde auszubilden, entstand mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs. 1916 eröffnete in Oldenburg die erste Schule für Blindenführhunde.

Diese Aufgaben haben Blindenhunde

Der Führhund erkennt für Blinde wie Mareike K. Hindernisse wie Treppen, tief hängende Zweige oder Weggabelungen und Ampeln. Auch Durch- und Eingänge, z. B. Türen oder Zebrastreifen, haben die Assistenzhunde in ihrer Ausbildung kennengelernt. Durch Anhalten oder Umrunden zeigen sie diese an. Zudem wird Blindenführhunden beigebracht, in gefährlichen Situationen im Straßenverkehr „ungehorsam“ zu sein. Das heißt beispielsweise, dass sie nicht über eine viel befahrene Straße gehen, wenn dort kein sicherer Übergang vorhanden ist.

Was muss der Mensch im Führhundgespann leisten?

Nicht nur der Blindenhund muss ausgebildet werden. Auch Mareike K. muss lernen, mit ihrem Hund zu kommunizieren und ihm Befehle richtig zu erteilen: Sie muss ihm klarmachen, was sie möchte, indem sie die richtigen Kommandos gibt. Meist handelt es sich hier um akustische Kommandos, sogenannte Hörzeichen, wie etwa „geradeaus“ oder „Türe anzeigen“.
Der Hundehalter muss die körpersprachlichen Signale des Hundes erkennen und darauf reagieren, etwa wenn der Blindenhund einen Bogen um ein Hindernis macht. Und natürlich muss der Blinde oder Sehbehinderte sich trotz seiner Behinderung um den Hund kümmern. Er muss ihn füttern, pflegen und mit ihm Gassi gehen.

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Welche Rasse eignet sich als Blindenhund?

Es gibt einige Hunderassen, die sich als Blindenführhund eignen. Dazu gehören neben dem Labrador auch Labrador Retriever, Schäferhunde, Königspudel oder Collies. Doch auch Hunde geeigneter Rassen müssen weitere Voraussetzungen erfüllen, um als Blindenhund ausgebildet werden zu können: Lernverhalten und Intelligenz sind ganz entscheidend. Zudem wird darauf geachtet, dass die zukünftigen Blindenführhunde dem Menschen zugewandt und friedfertig sind. Nur gesunde Hunde kommen für die Ausbildung infrage. Erfahrene Blindenhund-Ausbilder prüfen all dies bereits ab dem Welpenalter in verschiedenen Tests.

Der Weg zum Mensch-Führhund-Gespann

Wurde ein Welpe für die Ausbildung ausgewählt, wächst er in einer Patenfamilie auf, die ihn nach bestimmten Vorgaben erzieht. Es folgt eine Ausbildung bei einem erfahrenen Blindenführhundetrainer. Die Ausbildung dauert nur etwa ein halbes Jahr. Danach wird ein passender Blinder oder Sehbehinderter gesucht. In einer betreuten Einarbeitungsphase wachsen Hund und Mensch als Team zusammen. Im Anschluss daran legen beide eine sogenannte Gespannprüfung ab und stellen so ihre Zusammenarbeit unter Beweis. Und diese Prüfung hat es in sich. Mareike K. machte sie mit Kasper schon nach 14 Tagen. Getestet wurden typische Alltagssituationen: zur Bushaltestelle gehen, einen Sitzplatz suchen, Aufzug fahren und vieles mehr. „Ich war so stolz auf Kasper“, sagt Mareike K. „Er führte mich selbst durch große Menschenmengen ganz ohne Probleme. Selbst die vielen Gerüche auf dem Wochenmarkt haben ihn nicht von seiner Aufgabe abgelenkt.“ Der Hund bleibt je nach gesundheitlicher Verfassung bis zu zehn Jahre bei seinem blinden Partner. Danach verbringt er seinen Lebensabend wieder bei einer Patenfamilie.

Blindenhunde

Der Blindenführhund aus Sicht der Krankenversicherung

Ein Blindenhund ist das einzige Tier, das es auf Rezept gibt. Damit ist er wie ein Blindenstock oder Rollstuhl als medizinisches Hilfsmittel anerkannt. Die Kosten seiner Ausbildung betragen etwa 25.000 Euro. Wer wie Mareike K. einen Blindenführhund möchte, muss ihn beantragen. Die grundsätzliche Voraussetzung ist eine Sehkraft von weniger als fünf Prozent.

Was Sie über Blindenhunde vielleicht noch nicht wussten

Der Blindenhund kann an der Ampel nicht erkennen, wann sie von Grün auf Rot schaltet. Der Hund führt den Blinden über die Straße, wenn er von diesem den Befehl dazu erhält. Woher weiß der Blinde, wann er gehen kann? Der Blindenhund kann an Ampeln die gelben Kästen mit Druckfläche erkennen, mit denen der Blinde Grün anfordern kann. Sobald das akustische Signal ertönt, können der Hundeführer und sein Begleiter den Straßenübergang sicher queren. Der Hund ist darauf trainiert anzuhalten, wenn er ein Auto herannahen sieht. Und er muss beachten, dass der Mensch größer ist als er und nicht an Hindernisse stoßen darf. Er hält an Treppen und lernt Routen auswendig. Wenn Kasper das sogenannte Hörzeichen für Kiosk, Supermarkt oder Bus hört, führt er Mareike K. auf geradem Weg möglichst komplikationsfrei ans Ziel.

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Was wir alle über Blindenhunde wissen sollten

Ein Blindenführhund ist am weißen Blindenhundgeschirr mit Bügel leicht erkennbar. Viele Passanten sind überrascht, wenn sie einen Blindenhund bei der Arbeit sehen. Viele Hundeliebhaber möchten ihn streicheln oder alles über ihn und seine Arbeit wissen. Aber auch ein Blindenhund ist immer noch ein Hund: Ablenkungen durch Menschen oder fremde Hunde können seine Arbeit stören und so den Hundehalter gefährden. Den eigenen Hund sollte man deshalb anleinen und ihn vom Blindenhund fernhalten. Scheuen Sie sich dennoch nicht – wenn sich eine Gelegenheit ergibt –, Kontakt mit dem Hundebesitzer aufzunehmen. Hunde sind bekanntlich immer ein guter Grund, Herrchen oder Frauchen anzusprechen. Das gilt auch für Blindenhunde. Scheuen Sie sich also nicht, wenn Sie Mareike K. oder andere Blinde mit ihrem Hund auf der Straße treffen. Sprechen Sie sie einfach an. Sie freuen sich über jedes Interesse und Kompliment zu ihrem treuen Begleiter.

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